BOZEN
FLORENZ
INNSBRUCK


08. bis 24. Mai 2022


von
Erika C. Münch
Friedhelm Lichtenknecker


Top of Innsbruck


16. Tag Montag 23.05.2022




Vom Hotel Zach in der Wilhelm Greill Straße laufen wir durch Museumstraße und Burggraben zum
Rennweg, an dem das Innsbrucker Congress Zentrum liegt. Direkt dahinter das futuristische Gebäude der Innsbrucker Nordkettenbahnen und der Hungerburgbahn Station Congress.
Eine Rolltreppe fährt hinunter zu den Kassen. Wir haben uns schon vorher Onlinetickets für 44,00€ p.P. besorgt und können so direkt zur Bahn, die bereits am Bahnsteig wartet durchgehen. Wir sind fast die einzigen Gäste, da ist auch eine kurze Unterhaltung mit der Zugführerin drin.

Die Hungerburgbahn: eigentlich eine Standseilbahn, in Wirklichkeit eine irrwitzige technische Konstruktion als Kombination von U-Bahn, Grubenbahn und Berg- und Talbahn mit Flußüberquerung. Sie fährt als Kabinenbahn wie ein Schrägaufzug mit individuell niveauregulierten Fahrgastkabinen auf zwei Schienen mit über 800 Rollen für die Seilzüge dazwischen. Eine Sehenswürdigkeit für alle Technikbegeisterten.

Zuerst fährt die Bahn ein Stück durch den Rennwegtunnel (370 Meter), dann am Inn entlang zur Station Löwenbug, überquert den Fluß um anschließend im Weiherburgtunnel (445 Meter) zu verschwinden. Jetzt steig es an und kurz vor der Station Alpenzoo fährt die Bahn wieder unter freiem Himmel. In einem leichten Bogen geht die Fahrt weiter bis zur Endstation Hungerburg. Auch diese Station wurden nach den Plänen der Architektin Zaha Hadid im Jahre 2007 gebaut.

Wir haben eine herrliche Aussicht von der Hungerburg Station über die Stadt, das Tal und die Berge. Direkt hinter der Stadt ist der Berg Isel mit seiner Schanze zu sehen.


Nur wenige Schritte sind es über den nach dem weltberühmten österreichischen Alpinisten benannten Hermann-Buhl-Platz zur Talstation der Seegrubenbahn.
Die Seegrubenbahn Talstation ist im Vergleich zu den stylischen Stationen der Hungerburgbahn ein reiner Zweckbau. Er steht zudem unter Denkmalschutz und wird daher wohl so bleiben (müssen). Ein krasser Gegensatz zu den modernen Seilbahnstationen der Hungerburgbahn. Die Talstation der Seegrubenbahn seht auf 868 Metern Seehöhe. Die Bergstation befindet sich auf 1905 Metern Höhe. Somit überwindet die Gondel ab hier rund 1040 Meter Höhenunterschied bis zur Bergstation auf der Seegrube. Die Seegrubenbahn-Gondel überbrückt damit die größte Distanz der 3 Nordkettenbahn-Bergbahnen: Die Hungerburgbahn hat weniger als 300 Höhenmeter Unterschied, die Hafelekarbahn ungefähr 360 Höhenmeter.

Die sogenannte Seegrube ist das Ziel der Bahn. Auf 1905 Metern Seehöhe steht die Bergstationen. Direkt in der Bergstation ist ein großes Restaurant mit Sonnenterrasse.
Den schönsten Blick der Nordkette hat man aber von ganz oben am Hafelekar! Von hier sehen wir die schroffen Gipfel des Karwendelgebirges. Die letzte der drei Nordkettenbahnen ist die Hafelekarbahn. In der Bergstation der Seegrubenbahn steigen wir in die Gondel der Hafelekarbahn und sind wenig später ganz oben, am Top of Innsbruck.


An der Bergstation angekommen tröpfelt es ganz leicht, verzieht sich aber schnell wieder. Die Bahn endet rund 70 Höhenmeter unter dem Gipfel, also begeben wir uns auf den Weg hinauf auf 2334 Metern Höhe. Der Weg ist gut gepflastert und in 20 Minuten zu bewältigen. Ein paar Fotos am Gipfelkreuz, das vor nicht langer Zeit erneuert und geweiht wurde. Wir blicken in die schroffen Felsen um uns herum und ins Tal nach Innsbruck, einige Schneefelder gibt es hier auch noch.

Wir gehen wieder runter zur Bergstation, hinter der ein schmaler Weg weiter durch Schotter und Felsen zum Aussichtspunkt "Innsbruckblick" führt. Wir gehen bis vor ein Schneefeld, das einen kleinen Graben füllt. Erika möchte da nicht rüber, also gehe ich alleine bis zum Aussichtspunkt.
Es liegt hier noch eine Menge vereister, tiefer Schnee und mittendrin in einer Grube duckt sich die flache Hütte der Geierwally zwischen die Felsen. Genauso grau wie die Umgebung, als wolle sie sich verstecken. Eine Hütte aus grau gebleichtem Holz mit einem flachen Dach aus Teerpappe und Holzschindeln, die mit Steinen beschwert sind.
Sehr alt und recht armselig sieht die Hütte aus. In Gedanken erwartet man, dass nun ein uralter wettergegerbter Almbauer mit Rauschebart und Pfeife aus der windschiefen Tür tritt. Aber die Hütte ist nicht bewohnt, sie war es auch nie. Sie ist, kaum zu glauben, nur eine alte Filmkulisse.

Vor ziemlich genau 50 Jahren, im Jahr 1956, wurde hier oben der Film “Die Geierwally” gedreht, mit Barbara Rütting in der Titelrolle der Geierwally. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Wilhelmine von Hillern aus dem Jahr 1873.

Im tiefen Schnee, nicht weit von mir steht ein Kreuz. Es schaut nur mit dem oberen Teil aus der weißen Kälte hervor. Ein Name steht drauf: Luciia Ballestercs-Bautiste - bisher habe ich aber nicht erfahren was es damit auf sich hat.
Erika erwartet mich schon am gegenüberliegenden Ende des Schneefeldes. Wir gehen zurück zur Bergstation und setzen uns auf die Terrasse des Restaurants mit Namen "Brotzeit mit Ausblick" um zwei Aperol Spritz zu trinken. Eiswürfel haben sie heute keine, na geht auch mal ohne.

Mit der Seilbahn fahren wir eine Station runter zur Seegrube. Im Panoramarestaurant Seegrube by DoN setzen wir uns auf die Terrasse, trinken zwei Weizen und bestellen zweimal Nudelsuppe mit Wursteinlage.

Der Perspektivenweg geht ab dem Restaurant etwas ansteigend um einen Hügel herum. Der Weg besteht aus losem Schotter, es ist nicht leicht zu laufen. Auf dem Hügel gibt es eine Skiliftstation und eine Steinpyramide mit einem Kranz aus verschiedenen Zapfen und getrockneten Pflanzen. Ein Denkmal? Es gibt keine Inschrift.


Auf der anderen Seite ist ein ziemlich großes Schneefeld. Einige junge Leute sind dort mit Snowboards unterwegs.
Dort hinunter kommen wir nicht, wir sinken im tiefen Schnee ein. Also gehen wir wieder ein Stück nach oben.


Unter uns sehen wir den Weg zurück, aber es ist ziemlich steil und das Gras ist glitschig. Zurück über die Schotterstrecke will Erika nicht und so probieren wir den Abstieg. Kurz bevor wir den Weg erreichten rutscht Erika ab und fällt vorne über. Ich kann sie auch nicht richtig halten. Wir liegen beide am Rand des Weges. Erikas kleiner Finger der linken Hand steht komisch ab. Wir wissen nicht ob er gebrochen ist.
In der Seegrube gibt Sanitäter der Bergrettung, bei denen wir uns melden.


Es wird eine Ambulanz zur Talstation der Hungerburgbahn bestellt, wir fahren runter.
Unten angekommen sehen wir noch keinen Krankenwagen. Ich frage nochmal unten an der Kasse nach, es wird sofort telefoniert und ein Mitarbeiter der Bahn bleibt bei uns bis die Helfer eintreffen.

Alle sind sehr nett, wir fahren zur Unfallambulanz der Kliniken Innsbruck in der Schöpfstraße. Es gibt noch Corona Beschränkungen und so darf ich nicht mit in die ziemlich gut gefüllte Ambulanz. Ich warte draußen auf einer Treppe.
Da Erika Marcumar nimmt und möglicherweise auf den Kopf gefallen ist, ging es mit den Untersuchungen doch schnell. Es wurde geröntgt, zum Glück nichts gebrochen. Der Finger wurde dann auf eigenen Wunsch ohne Spritze wieder eingerenkt und verbunden. Noch auf den Patientenbrief warten.


Alles in allem hat es am Ende über drei Stunden gedauert. Die Sonne war ganz schön warm, ich hatte nichts zu trinken, Handy Akku fast leer, aber dann war ich wieder mit meinem Schatz zusammen und wir konnten zurück zum Hotel laufen.
Dann nur noch ausruhen, das war ein ereignissreicher Tag, sehr schön, nur das Ende nicht.

Die Koffer müssen noch gepackt werden, ist aber nicht viel, da wir schon einen Teil unseres Gepäcks im Auto gelassen haben. Morgen ist Rückreisetag.