Wir laufen oberhalb der Landungsbrücken, bis zum runden Gebäude des Eingangs zum alten Elbtunnel. Wir entschließen uns über die Treppen nach unten zu gehen.
Die Treppenhalle auf der St.-Pauli-Seite zeigt im oberen Gang Keramikreliefs der leitenden Mitarbeiter der am Bau beteiligten Firmen und Behörden. Die von unten sichtbaren Terrakottafriese zeigen auf der St.-Pauli-Seite vier Reliefs, und zwar zum Auftrag, zum Bau, zum Durchstich und zur Eröffnung. Auf der Steinwerder-Seite stellen die Reliefs technische Erneuerungen zu den Urelementen Erde, Feuer, Wasser und Luft dar. Sie wurden ebenso wie die „Tunneltiere“ von dem Bildhauer und Keramiker Hermann Perl entworfen und modelliert und in der Werkstatt der Ofen- und Tonwarenfabrik A. H. Wessely am Falkenried fertiggestellt.
Für den Tunnel wurden keine Zufahrtsrampen angelegt. Gegenüber der Treppe sehen wir stattdessen die Aufzüge – je Uferseite vier Schächte mit je einem Fahrkorb – die die Fahrzeuge befördern. Die mittleren Aufzüge haben bei einer Nutzlänge von etwa 9,5 Metern eine Tragfähigkeit von je zehn Tonnen (10.000 Kilogramm). Sie sind länger als die beiden äußeren Aufzüge von je sechs Tonnen und einer Länge von etwa 7,3 Metern. Über den Schächten wurden nach Plänen der Altonaer Architektengemeinschaft Raabe & Wöhlecke zwei sich in den Maßen gleichende Gebäude errichtet – auf der St.-Pauli-Seite aus Tuffstein, auf der Steinwerder-Seite aus Ziegeln – mit kupferbeschlagenen Kuppeln. Dort sind auch die Antriebe für die Fahrkörbe untergebracht. Der Südeingang auf Steinwerder wurde bei den Luftangriffen auf Hamburg zum Teil zerstört; die Kuppel wurde beim Wiederaufbau durch ein unscheinbares Flachdach ersetzt.
Die erhalten gebliebene Kuppel des Nordeingangs wurde im Jahr 2008 renoviert.
Der 1911 eröffnete St. Pauli-Elbtunnel – in Abgrenzung zum seit 1975 bestehenden Neuen Elbtunnel auch Alter Elbtunnel genannt – unterquert die Norderelbe auf einer Länge von 426,5 Metern und verbindet mit zwei Tunnelröhren die nördliche Hafenkante bei den St. Pauli-Landungsbrücken (♁Nordeingang) mit der Elbinsel Steinwerder (Südeingang). Er wird als öffentlicher Verkehrsweg sowohl von Fußgängern und Radfahrern als auch eingeschränkt von Kraftfahrzeugen genutzt. Er galt bei seiner Eröffnung als technische Sensation, steht seit 2003 unter Denkmalschutz und wurde am 7. September 2011 von der Bundesingenieurkammer und der Hamburgischen Ingenieurkammer-Bau mit dem Titel Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet. Die Ehrentafel wurde am nördlichen Eingang (St. Pauli) angebracht.
Der Tunnel wurde am 7. September 1911 für den Fußgängerverkehr und am 30. November 1911 für Pferdefuhrwerke und Kraftfahrzeuge eröffnet.
Vor uns der Tunnel. An den weiß gefliesten Wänden der Tunnelröhren sind in regelmäßigen Abstand von etwa 10 Metern kleine Steinzeug-Reliefs eingefügt. Auf ihnen wird thematisch die darüberliegende Elbe dargestellt. Hierzu gehören Abbildungen von Fischen, Krebsen, Muscheln, aber auch von Ratten und weggeworfenen Gegenständen.
Alles gut beleuchtet, aber ziemlich laut durch die Menschen die gerade die Elbe unterqueren. Viele Fahrradfahrer nutzen ebenso diesen Weg.
Nach einigen Minuten sind wir durch und fahren mit einem der großen Lastenfahrstühle wieder ans Tageslicht.