Reise in ein goldenes Land
Myanmar


08.11. bis 01.12.2013


von
Erika C. Münch
Friedhelm Lichtenknecker


Mingun


11. Tag Dienstag 19.11.2013




Nach einem recht guten Frühstück wechseln wir zum 2. Mal unser Zimmer, diesmal geht es recht gut.
Eine kurze Fahrt mit dem Bus zum Ufer des Irrawaddy Flusses. An der unbefestigten Uferböschung liegen neben einander einige kleinere Schiffe.

Über schmale Holzstege gehen wir vom Ufer, dann von Bord zu Bord bis zu unserem Boot, das als drittes in der Reihe liegt. Ca. 1,5 Stunden wird die Fahrt nach Mingun, einem kleinen Ort nördlich von Mandalay, dauern.Wir sitzen auf dem überdachten, aber offenen Oberdeck. Am Ufer ein paar kleine Tempel, Menschen in und am Wasser. Kleine Dörfer, einzelne Hütten. Lasten- und Personenboote begegnen uns. Schon vom Fluß aus sehen wir die Mingun Pagode. Wir legen am Ufer an, es geht wieder über ein schmales Brett hinunter vom Boot.


Zwei junge Männer halten eine lange Stange parallel zum Brett als Geländer.
König Bodawpaya hatte die Absicht, die größte Pagode der Welt mit einer Höhe von 152 m errichten zu lassen. Sie sollte eine Demonstration seiner Macht werden und als Reliquienschrein für einen Zahn Buddhas dienen, den ihm der Kaiser von China zusammen mit drei seiner Enkeltöchter, die als seine Ehefrauen vorgesehen waren, geschickt hatte.
1790 begannen Tausende Frohnarbeiter mit dem Bau, der nie vollendet und beim Tod Bodawpayas 1819 endgültig eingestellt wurde. Lediglich die Basis der Pagode mit 72 m Seitenlänge und 50 m Höhe wurde errichtet. Beim Erdbeben von 1838 wurde der riesige Ziegelbau stark beschädigt, ebenso zwei gewaltige Chinthes, deren Trümmer am Flussufer vor der Pagode zu bewundern sind.

Die zerbrochenen Chinthes sind das erste, was wir oberhalb des Ufers sehen. Dann folgen ein paar Marktstände. Vor uns der riesige Berg der Mingun Pagode.
Große, senkrechte Risse ziehen sich durchs Gebäude, die beim Erdbeben entstanden sind. Über Treppen erreicht man den Eingang. Im Inneren ein nicht allzu großer Raum mit einer Buddhastatue. Für die äußere Größe des Gebäudes nicht sehr eindrucksvoll.
Von der Mingun Pagode gehen wir weiter in nördliche Richtung, links ein kleiner Tempel, dann das rote, hölzerne Gebäude der Mingun-Glocke, die zweitgrößte intakte Glocke der Welt.

Sie ist 3,70 Meter hoch, hat an der Basis einen Durchmesser von 5 Metern und wiegt etwa 87 Tonnen. König Bodawpaya ließ die Glocke 1808 für seine in Bau befindliche Mingun-Pagode gießen. Den Glockengießer ließ er nach vollendeter Arbeit töten, um zu verhindern, dass dieser noch einmal ein solches Meisterstück herstellen konnte.
Beim Erdbeben von 1838 stürzte das Glockenhaus ein, die Glocke selbst blieb dabei unbeschädigt und erhielt später ein neues Haus mit aufwändigen Holzschnitzereien.
Glocken in buddhistischen Klöstern in Myanmar sind klöppellos und hängen knapp über dem Boden. Sie werden von Mönchen und gläubigen Besuchern mit einer dicken Holzstange am unteren Rand angeschlagen. Natürlich lassen auch wir uns das nicht entgehen. Wir schauen uns außen noch die wunderschönen Holzschnitzereien am Dach an und gehen dann weiter, kleine Restaurants mit bunten Plastikstühlen liegen am Weg.

Ein Stück weiter des Weges strahlt uns schneeweiß im Sonnenlicht leuchtend die Hsinbyume-Pagode, auch Myatheindaw-Pagode genannt, entgegen.König Bagyidaw ließ sie 1816, drei Jahre vor seiner Inthronisation, für seine verstorbene Lieblingsgemahlin Hsinbyume errichten. Die Erdbebenschäden von 1838 ließ König Mindon 1874 beheben. Die Pagode symbolisiert den mythischen Berg Meru, das Zentrum der Welt. Sieben mit Wellen geschmückte Terrassen stellen die sieben Meere dar, von denen nach buddhistischer Vorstellung der Berg Meru umgeben ist. Nats, Dämonen, Monster und Nagas sind zur Bewachung in Nischen auf den einzelnen Ebenen des Bauwerks aufgestellt. Über die sieben Terrassen führen Treppen hinauf zu einem Plateau mit dem zentralen Stupa, der den Sulamani-Palast, den Sitz des Himmelsgottes Indra, darstellt. Weitere steile Treppen leiten zu einem Umgang, von dem aus man die Cella mit der Buddhastatue betritt. Bis dahin hat man zwölf gestaffelte Tore mit reich geschmückten Giebeln durchquert, sieben beim Aufstieg über die Terrassen und fünf weitere beim Aufstieg zur Cella.
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Wir steigen hinauf über die weißen Treppen, ein großer Skorpion begegnet uns, schnell weiter. Oben eine kleine Buddhafigur, rund herum weiße Türmchen mit goldenen Hti (Ehrenschirm an der Spitze). Von hier oben kann man den Fluß sehen.
Ochsenkarren warten auf Fahrgäste, sie tragen die Aufschrift „Taxi“. Wir setzen uns an einen kleinen Marktstand und trinken und essen eine Kokosnuss.
Wir fahren wieder mit unserem Boot zurück nach Mandalay.


Dann weiter mit dem Bus Richtung Mahamuni Pagode. Unterwegs kommt uns ein Demonstrationszug aus vielen Mönchen entgegen.


Wir machen einen Halt in einer Straße, in der sich ein Steinmetz an den anderen reiht.
Aus weißem Marmor werden unzählige Buddhastatuen, groß und klein gehauen.


Alles ist bedeckt mit weißem Staub. Wir schauen uns einige Betriebe an, sehen den Menschen bei ihrer Arbeit zu.
Unser Bus kommt an der Mahamuni-Pagode, einem religiösenZentrum Mandalays an.


In der großen Tempelhalle, deren Wände im unteren Bereich mit roten Fliesen und im oberen Bereich reich mit Gold verziehrt sind, steht in einem quadratischen, goldenen Gebäude die Mahamuni-Statue. Sie zieht als meist verehrte Figur Myanmars jährlich tausende Pilger an. Von der 3,80 Meter hohen Bronzefigur ist heute nur noch das Gesicht sichtbar. Mit den Jahren haben unzählige Pilger die Figur bis zur Unförmigkeit mit Blattgold bedeckt. Die Goldschicht soll zwischen 25 und 35 cm dick sein. Das Gewicht des aufgeklebten Goldes wird auf mittlerweile mehrere Tonnen geschätzt.
Auch hier dürfen nur Männer zur Figur und das Blattgold ankleben. Wir umrunden das goldene Gebäude in dem der Buddha steht. Von allen vier Seiten sieht man wie die Männer Blattgold kleben.
Auch von außen ein beeindruckendes Gebäude mit goldenen Türmchen und Ornamenten. Ein kleiner See, der auch für rituelle Waschungen genutzt wird befindet sich direkt am Eingang.
Wir machen eine Teepause in der Min Phiha Teestube, eine Art Schnellrestaurant, hier sitzen wir auf kleinen Holzhockern.


Nächster Besichtigungspunkt ist das Shwe Nandaw Kloster. Das Kloster wurde 1782 in Amarapura aus Teakholz erbaut. König Mindonließ es 1857 zerlegen und im Palast in Mandalay wieder aufbauen. König Thibaw veranlasste 1880 einen erneuten Umzug des Kloster in die Nähe des Atumashi-Klosters. Somit ist es der einzige Teil des Palastes von Mandalay, der dem verheerenden Feuer von 1945 nicht zum Opfer fiel. Unglaublich detailreiche Schnitzereien verzieren das ganze Kloster innen wie außen. Blumenornamente und Nat-Figuren schmücken die dunklen Wände. Einige Bereiche im Innern sind heute noch vergoldet, während die goldene Pracht auf den Außenseiten längst abgefallen ist.


Wir gehen durch die Räume und über die Galerien und staunen nur was die Menschen damals hier geleistet haben.
Auf der anderen Straßenseite befindet sich die Mandalay Universität, ein großes, goldenes Tor weißt auf den Eingang hin.


Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Kuthodaw-Pagode. Es ist eine 1868 fertiggestellte Anlage. Sie besteht aus 729 pavillonartigen Tempeln, in denen je eine weiße Marmorplatte steht. Auf den Marmorplatten ist der Pali-Kanon niedergelegt, das Leben und die Lehren Buddhas. Die Steintafeln stehen in etwa 3 Meter hohen Mini – Stuppas, die in quadratischen Reihen um die Hauptstuppa herum errichtet wurden. Früher waren die Schriftzeichen mit Blattgold ausgelegt, später wurde dies durch eine Farbe ersetzt. Die Pagode wird wegen dieser umfangreichen Darstellung auch als „Das größte Buch der Welt“ bezeichnet. Vor der Erschaffung dieser Anlage waren die Texte ausschließlich auf Pergament niedergeschrieben.


Wir ziehen die Schuhe aus und betreten durch einen langen Gang das Innere des Tempels. Die Wände in rot und gold, die Gänge, welche durch die Anlage führen, sind mit Spiegelmosaiken belegt. Im Zentrum ein Buddha mit bläulichem LED Heiligenschein. Zentraler Punkt der Anlage ist die Maha Lawka Marazein-Pagode, die nach dem Vorbild der Shwezigon – Pagode in Bagan errichtet wurde. Wieder viel Gold, viele Ornamente, viel zu sehen für uns.
Letzter Punkt des Tages ist der Sonnenuntergang, den wir uns vom Mandalay Hill, von der Su Taung Pyi Pagode ansehen wollen. Wir wechseln vom Bus in einen Jeep, der uns die Serpentinen zum Berg hinauffährt. Barfuß auf einer Rolltreppe erreichen wir dann die Pagode, die schon in ein rötliches Licht der untergehenden Sonne getaucht ist.


Die Pagode wird auch als Wunscherfüllende Pagode genannt. Die Gläubigen machen verschiedene Ritualen in dem Tempel durch, um ihren Geburtstag und Buddha zu ehren. Sie waschen die kleinen Buddha-Figuren, die zu ihrem Geburtstag gehören, trinken aus 24 Wasserfässern und lassen die Glocken läuten. Das bringt ihnen Glück ins Leben und lässt ihre Wünsche Wahr werden. Im Innenraum gibt es eine kleine Seilbahn an der ein silberner Schlitten mit einer Schale hängt. Da hinein legen die Gläubigen Geldscheine, die dann oben in der Stupa verschwinden.


Die Pagode ist märchenhaft mit seinen Glasmosaik Wänden und Goldaltären. Alles spiegelt sich im Sonnenlicht. Wir haben einen atemberaubenden Blick über Mandalay, die Berge und den Irrawaddy. Immer weiter nähert sich die rote Sonne dem Horizont, dann verschwindet sie hinter den Bergen.