Reise in ein goldenes Land
Myanmar


08.11. bis 01.12.2013


von
Erika C. Münch
Friedhelm Lichtenknecker


Bagan


15. Tag Samstag 23.11.2013




Bis 4:00 Uhr war die Welt in Ordnung. Ich habe gut geschlafen, dann wurde in der über unserem Zimmer gelegenen Küche Holz gehackt, Feuer gemacht, Krach ohne Ende. Bin immer wieder eingeschlafen und wach geworden.

Nach einem relativ guten Frühstück beginnen wir mit der heutigen Besichtigungstour der fünf wichtigsten Tempel und Pagoden. Einige machen schlapp, wie immer auf diesen Kulturreisen. Mein Schatz und ich sind wieder begeistert von den schönen Buddhastatuen, den verspiegelten Tempeln und den goldenen Stupas. Unsere Schuhe lassen wir direkt im Bus, weil wir die Tempel und das Gelände drum herum nur Barfuß betreten dürfen. Mittlerweile kann ich auch ganz gut über Steine und über heißen Boden laufen. Man gewöhnt sich an alles.
Als erste sehen wir die Shwezigon Pagode, die 1059 erbaut wurde. Auf drei sich nach oben verjüngenden quadratischen Terrassen sitzt zunächst eine achteckige Plattform, zu der auf allen vier Seiten Treppen hinaufführen. Darauf steht der glockenförmige Stupa-Körper mit aufgesetztem Turban (enger werdende Ringe), dem doppelten Lotus, der Bananenknospe und schließlich dem Hti, ganz dem oberbirmanischen Stupa-Stil entsprechend. Auf den Ecken der dritten Terrasse sitzt quasi die Pagode in verkleinertem Maßstab noch jeweils ein Mal; die Seitenwände der Terrassen schmücken ursprünglich 550 grün glasierte Terrakotta-Tafeln mit Darstellungen der Jatakas. Die 49m langen Seiten der unteren Terrasse sind umstellt von stilisierten Blumen und Opferschalen, der ebenfalls 49m hohe Stupa ist komplett mit Blattgold überzogen.


Zahlreiche Nebengebäude umringen den Hauptstupa, darunter vier Schreine mit stehenden Buddhas der gegenwärtigen Weltzeitalter und eine Halle für die Nats. Wir umrunden den Stupa und sprechen noch kurz mit zwei burmesischen Frauen. Das Alter kann man sehr schlecht einschätzen, viele Falten, wenig Zähne, graue Strähnen in den Haaren. Tanaka im Gesicht, beide sind sehr freundlich zu uns.
Ca. 4 km fahren wir bis zum Ananda Tempel, der wohl schönste Tempel in Bagan.

Er wurde ab 1091 erbaut. Der Name des Tempels erinnert an den langjährigen Begleiter und Cousin Buddhas, Ananda. Der Bau ist ein Beispiel für indische Architektur. Der Grundriss des Tempels weist eine Kreuzform auf; viele Ebenen führen zur Spitze, die durch einen Shikhara und einen Schirm (Hti) gebildet wird. An den Außenwänden befinden sich 1472 glasierte Kacheln mit Terracotta-Reliefs, auf denen Szenen aus den Jataka abgebildet sind. Auf den 400 Kacheln der oberen Terrassen werden die letzten zehn Jataka in der Sprache der Mon erzählt. An der Balustrade des Oberbaus befinden sich 537 Kacheln, auf denen weitere Jataka abgebildet und in Pali erläutert sind. Auf Reliefs am Sockel des Gebäudes sind Szenen aus dem Leben des Siddhartha Gautama abgebildet. An dem massiven Pfeiler in der Mitte sind an jeder Seite Nischen eingelassen, in denen sich vier stehende Buddha-Statuen befinden, die zwölf Meter hoch und mit Blattgold überzogen sind und in die vier Himmelsrichtungen schauen. Begeistert schauen wir uns um, es gibt so viel zu sehen.
Etwa 2,5 km weiter südlich liegt der Manuha Phaya Tempel. Er wurde 1059 unter König Anawrahtavom gefangenen Mon-König Manuha erbaut. Anawrahta war gegen Manuha zu Felde gezogen, weil dieser sich Anawrahtas Bitte verweigert hatte, ihm die heiligen Schriften des Buddhismus zu überlassen. Der König von Bagan besorgte sich den Pali-Kanonmit Gewalt und nahm den Mon-König gefangen, behandelte ihn jedoch standesgemäß. Der äußerlich unattraktive Tempel beherbergt drei sitzende und einen riesigen liegenden Buddha im Stadium des Hinübergleitens ins Nirwana. Die Innenräume sind im Vergleich zu den Statuen sehr klein, so dass ein Gefühl der Enge und Bedrückung entsteht, wie es wohl auch der gefangene König Manuha empfunden haben mag.

Im Vorraum steht eine riesige, goldene Opferschale. Die Gläubigen steigen über eine Leiter hoch zum Rand des Gefäßes und werfen ihre Gaben hinein. Sehr eng ist der Gang neben dem liegenden Buddha, im ganzen kann man ihn garnicht sehen. Ebenso eng, wie die Räume der sitzenden Buddhas, wir stehen dicht vor den 14 Meter hohen Statuen.
In der direkten Nachbarschaft, wir können zu Fuß gehen, der kleine Nanpaya Tempel.

Er wurde 1060–1070 unter König Anawrahta erbaut und wird wie der nebenan gelegene Manuha-Tempel mit dem Mon-König Manuha in Verbindung gebracht; möglicherweise diente er diesem als Behausung. Der Tempel steht auf einem geräumigen quadratischen Sockel. Die quadratische Tempelhalle und der östliche Vorbau sind aus Ziegelsteinen gemauert und mit behauenem Sandstein verkleidet. Er kommt ganz ohne Gold daher. Steingitterfenster lassen Licht in die Halle fallen; dort stehen vier mächtige Pfeiler, die das Obergeschoss samt Shikhara tragen und mit Reliefs verkleidet sind; diese zeigen im oberen Bereich ornamentale Muster und darunter figürliche Darstellungen, eventuell den Hindu-Gott Brahma, vielleicht auch den Mon-König Manuha oder den Bodhisattva Lokesvara.
Von allen Handarbeiten in Myanmar sind Lackwaren die markantesten. Es wird am meisten produziert und verwendet; Die meisten Haushalte des Landes verwenden Lackwaren als Alltagsgegenstände. In Myanmar ist Bagan das Zentrum der Lackwarenherstellung. Allein in Myinkaba Village stellen 600 Haushalte Lackwaren her. Wir besichtigen die Moe Moe Lackfabrik, ein Familienunternehmen.
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Hier sehen wir die vielen, aufwändigen Schritte vom Rohling aus Bambusfasern, bis zum fertigen Gegenstand. Im angrenzenden Shop gibt es eine reiche Auswahl an Produkten, aber ansehen reicht uns.
Jetzt fahren wir durch das Tempelfeld von Bagan. Rechts und links der Straße stehen über zweitausend ganz gut erhaltene Sakral Gebäude aus Ziegelstein. Der von Tempeln bestandene Bereich erstreckt sich über ca. 36 km² in einer versteppten Landschaft und bildet eine der größten archäologischenStätten Südostasiens.


Wir halten kurz an und machen Fotos zwischen den Backsteinbauwerken.
Der nächste Halt ist beim Thatbinnyu-Tempel in Alt-Bagan. Er wurde wahrscheinlich unter König Alaungsithu 1144 eingeweiht und markiert den Beginn der mittleren Bauperiode in Bagan. Der Tempel ist 61 m hoch und damit das höchste Gebäude in Bagan. Der Baukörper besteht aus zwei übereinander gesetzten Quadern mit je zwei Stockwerken.


Auf beiden Quadern sitzen jeweils drei zurücktretende Terrassen, deren Eckpunkte mit kleinen Stupas verziert sind. Den oberen Abschluss bildet ein Shikhara. Im Osten ist beiden Quadern eine Eingangshalle vorgesetzt. Die Umgänge in den beiden unteren Stockwerken, deren Zentrum massiv ist, dienten als Unterkünfte für Mönche. In der Mitte des dritten Stockwerks findet sich das Sanktuarium mit einem großen sitzenden Buddha, im vierten Stock wurden Bücher und sakrale Gegenstände verwahrt.
Wir machen eine Mittagspause im Shwe Myanmar Restaurant. Es gibt ein reichhaltiges Buffet, das auf unserem Tisch aufgebaut wird.


Wir fahren zum Dhammayangyi-Tempel, der unter König Narathu um 1170 als Sühne für die Ermordung seines Vaters Alaungsithu gebaut wurde und seiner Architektur stark dem Ananda-Tempel ähnelt. Er liegt etwa einen Kilometer südöstlich von Alt-Bagan. Wie ein Berg aus Ziegelstein liegt der Tempel vor uns, durch dessen Eingang wir schon einen goldenen, sitzenden Buddha sehen.


Der Tempelgrundriss entspricht einem griechischen Kreuz. Die Dachflächen und Terrassen auf dem zentralen einstöckigen Quader sind stark geneigt, so dass der Eindruck einer Pyramide entsteht. In den vier Haupthimmelsrichtungen sind Eingangshallen vorgebaut. Das Mauerwerk ist von bester Qualität. Der als grausam geltende Bauherr Narathu ließ, so berichtet die Legende, die Maurer hinrichten, wenn es ihm gelang, eine Nadel zwischen die Backsteine zu zwängen.
Der innere der beiden Umgänge ist vermauert. Wir umrunden das Gebäude. In der westlichen Vorhalle sitzen zwei Buddhastatuen nebeneinander, die Körper in rötlichem Stein, die Gesichter in Gold, sie lächeln freundlich. Möglicherweise ist hier der historische Buddha Siddharta Gautama zusammen mit dem künftigen fünften Buddha Metteya dargestellt.
Knapp einen Kilometer weiter, wir sind am Sulamani-Tempel, ein buddhistischerTempel wischen Alt-Bagan und dem Dorf Minnanthu, der unter König Narapatisithu um 1183 gebaut wurde. Auf dem quadratischen Unterbau sitzen drei Terrassen, darauf folgt der obere Quader mit vier Terrassen, den Abschluss bildet ein nach 1990 wieder errichteter Shikhara. Die Eckpunkte der Terrassen sind mit kleinen Stupas geschmückt. Im Osten ist eine große Vorhalle angebaut, an den anderen Seiten jeweils kleinere. Die massiven inneren Kerne der beiden Geschosse umlaufen Wandelgänge, an deren Wänden teils erhaltene, teils im 19. Jahrhundert erneuerte Malereien zu sehen sind. In Nischen in den vier Haupthimmelsrichtungen sitzen goldene Buddha-Figuren auf roten Sockeln. Beachtenswert sind die teilweise gut erhaltenen Baudekorationen aus Stuck sowie glasierten Kacheln.


Die Umfassungsmauer des Tempelbezirks und ihre Tore sind recht gut erhalten. Hier waren ursprünglich Mönchszellen untergebracht, so dass der Sulamani-Tempel auch als ein bedeutendes Kloster im Bagan König Narapatisithus angesehen werden kann.
Eine Gruppe rotgekleideter Mönche ist auch auf Besichtigungstour.
Der letzte Punkt des Tages ist der Pyathada-Tempel, etwa einen Kilometer südöstlich des Sulamani-Tempels, wurde von König Kyaswa(1234–1250) begonnen, aber nie vollendet. Nur das erste Geschoss wurde gebaut, beim Erdbeben 1975 stark beschädigt und danach wieder restauriert. Wegen seiner Lage südöstlich von Alt-Pagan sind von seiner Terrasse die vier großen zweistöckigen Tempel Gawdawpalin, Thatbyinnyu, Sulamani, Htilominlo sowie der Ananda-Tempel und der Dhammayangyi-Tempel zu sehen.


Schon von weitem sieht man im Eingangsbereich die große weiß-schwarze, sitzende Buddhastatue. Seitlich davon steigen wir eine Treppe hinauf zur Plattform. Von dem weiten Backstein Plateau haben wir einen überwältigenden Blick über die großen Tempel und über das Pagodenfeld von Bagan.
Es ist 16:30 und wir wollen hier oben auf den Sonnenuntergang warten. Auch eine Gruppe einheitlich Gelb gekleideter, einheimischer Jugendlicher wartet mit uns auf das Spektakel.


Je tiefer die Sonne sinkt, umso mehr sieht man zwischen den Tempeln und Bäumen rötlichen Staub wie Nebel aufziehen. Unterwegs sind Ochsenkarren, Pferdekutschen und Rinderherden, die auf den sandigen Wegen den Staub aufwirbeln. Ein unwirkliches, geheimnisvolles Bild. Jetzt sind auch noch mehr Touristen auf die Platform herauf gekommen, alle wollen fotografieren.


Der Himmel wird immer gelber, dann orange bis er endlich in einem dunklen rot leuchtet. Kurz danach ist es stockfinster. Wir fahren mit dem Bus zurück zu unserem Hotel.
Wir gehen gemeinsam zum Abendessen ins Restaurant Aroma 2 unweit unseres Hotels, bestellen Curry, Knoblauch- und Kartoffelbrot, dazu gibt es Reis.


Heute bekommen wir alles auf Bananenblättern serviert.