TIBET
Shanghai-Beijing


19.09. bis 01.10.2012


von
Erika C. Münch
Friedhelm Lichtenknecker


Tibet-Bahn


9. Tag Donnerstag 27.09.2012




Heute geht es früh los. Schon um 6.30 werden wir zum Bahnhof gebracht.

Die wegen des Zielbahnhofs Lhasa-Bahn, genannte eingleisige, teilweise elektrifizierte Eisenbahnstrecke verbindet Xining, die Hauptstadt der Provinz Qinghai, mit Lhasa, der Hauptstadt des Autonomen Gebietes Tibet. Die Gesamtstrecke verläuft über 1956 km.
Sie weist mehrere Weltrekorde auf: Mit einem Scheitelpunkt von 5.072 Metern ist sie die höchstgelegene Bahnstrecke der Erde (255 m höher als die Peruanische Zentralbahn). Die Strecke Lhasa – Xining dauert 2012 ca. 24 Stunden. An ihr liegen ebenfalls der höchstgelegene Bahnhof der Welt.
Ein Viertel der Strecke wurde auf Permafrostboden gebaut. Dieser Boden taut oberflächlich im Sommer kurzzeitig auf, ohne dass er durch Vegetation stabilisiert wird. Das Wasser kann in dem in der Tiefe weiter gefrorenen Boden nicht versickern, an der Oberfläche bildet sich eine Matsch Schicht, in die der Oberbau einsinken würde. Deshalb wurden an kritischen Streckenabschnitten verschlossene Stahlröhren in den Boden gesenkt, die mit einer gewissen Menge Ammoniak gefüllt sind um dadurch als Heat Pipe um 0 °C und tiefer zu fungieren. Zu warmer Boden bringt flüssiges Ammoniak – im Rohr unten – zum Verdunsten, leichtes Ammoniak Gas steigt im Rohr auf und kondensiert an höheren Stellen des Rohrs, die von kälterer Luft gekühlt werden. Sollte der Kühlprozess tagsüber eine Zeitlang zum Erliegen kommen, läuft er doch in der Nacht weiter. 10.000 solcher Kühlstäbe wurden, etwa drei Meter aus dem Erdreich herausragend, in den Oberbau der Strecke eingebracht.
Diese Zugfahrt werde ich nie wieder vergessen. Eigentlich wie die ganze Reise.


Wir bekamen ein Schlafabteil der ersten Klasse für vier Personen. Wärend der Fahrt saßen wir auf den unteren Betten.

Vorbei an über 7000 Meter hohen, schneebedeckten Bergen und Gletschern, flaches, weites Land, große Seen, Steppe, kultiviertes Hochland mit unwirklicher Mondlandschaft.
In die Abteile wurde über Düsen Sauerstoff eingeleitet, so war die Fahrt für niemanden ein Problem. Immer wieder sehen wir Yak-Herden weiden, zur Freude unserer zwei mitreisenden Damen, die weiterhin jedes Yak fotografieren. Wir machen uns schon einen Spaß daraus die beiden auf jedes Yak hinzuweisen das wir sehen. Wir kommen auch durch einige Bahnhöfe.
Die Passagiere, die einsteigen wollen stehen hintereinander in Warteschlange. Es gibt kein drängeln.
Das Bahnhofspersonal steht bei Abfahrt des Zuges nebeneinander aufgereiht, ganz diszipliniert.
5082 Meter zeigt die Anzeige am höchsten Punkt.


Laut Beschreibung ist die Strecke am Scheitelpunkt 5072 Meter hoch, entweder stimmt die Anzeige nicht oder man hat falsch gemessen. Es wird nicht langweilig aus dem Fenster zu schauen, schnell wechseln die Landschaften und schnell wechselt auch das Wetter, es war alles dabei – strahlende Sonne, Nebel, dicke Wolken, Regen und Schnee.

Das Mittag und das Abendessen bekamen wir im Speisewagen, wir waren die einzigen sieben Langnasen an Bord.

Das Essen war gut. Nach 22.30 Uhr haben wir uns dann auch bettfertig gemacht.


Zwei unserer mitreisenden Frauen haben sich sogar ganz traditionell Schlafanzug und Nachthemd angezogen. Wir haben vorgezogen in unseren Sachen zu bleiben und sind auch schnell eingeschlafen.